Kranich
Das Wort „grobschlächtig“ fiel einem als erstes ein, wenn man ihn sah. Aufrecht saß er im Krankenhausbett, immer noch das etwas zu kleine, hinten offene OP-Hemd am Körper – man hatte vergessen ihm zu sagen, dass er es jetzt gegen eigene Kleidung tauschen durfte. Wie die schlecht gespielte Darstellung eines arroganten Serien-Chirurgen kam der Arzt herein und fing, ohne von seinem Klemmbrett aufzusehen, an zu sprechen: „Amputation von Daumen, Zeigefinger und der oberen zwei Glieder des Mittelfingers. Keine Komplikationen.“ Er hob den Kopf und blickte den Patienten zufrieden an. „Da waren’s nur noch siebeneinhalb, aber sie haben ja wahrscheinlich auch nicht vor, Origami-Weltmeister zu werden, nicht wahr? Dachte ich mir. Sie bleiben noch ein paar Tage zur Beobachtung, dann Reha und alles ist wieder paletti.“ Mit rauschendem Kittel ging er ab. Zurück blieben ein Hafenarbeiter und siebeneinhalb Finger. Den ersten Kranich faltete er aus seinem Entlassungsbrief.